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Nostra Signora di Dachau- Ferrari
Auf unserer Pilgerreise nach Alba, dem Geburtsort des seligen P. Giuseppe Girotti, begegneten wir einer bei uns nicht gekannten Verehrung der Madonna aus dem Priesterblock des KZ Dachau.
Die gefangenen Geistlichen nannten die 1943 in die Kapelle gekommene Marienstatue „Unsere Liebe Frau von Dachau“ und verehrter sie sehr. Zu dieser Madonna brachten sie all ihre Not und auch die Sorgen um Verwandte, Freunde und alle Menschen außerhalb des Lagers.
Renato Vai, der Präsident der Renato der Associazione Beato Padre Giuseppe Girotti, nannte die Staue „Ferrari“. Damit meinte er die Bedeutung und die große spirituelle Kraft, die Nostra Signora di Dachau in Alba zuerkannt wird und sogar erfahren wurde.
Er berichtete von den Problemen Vorlagen für den Schnitzer der Kopie zu bekommen, 2020 und 2021 war wegen der Lockdowns eine Reise des Künstlers nach Dachau zur originalen Statue „Unsere Liebe Frau von Dachau“ nicht möglich. Bewegt erzählte er uns folgendes: Nahe der Stadt Alba liegt Boves, das im Zweiten Weltkrieg Schauplatz eines Massakers der deutschen Truppen war. „… am 19. September 1943 hatte eine Einheit der 1. SS-Panzer-Division … den Ort besetzt, um Partisanen zu finden. Bei dem anschließenden Massaker setzten Soldaten das Ortszentrum mit 350 Häusern in Brand und töteten viele Zivilisten. Ähnliche Vorfälle wiederholten sich am 31. Dezember 1943 und am 3. Januar 1944, wodurch die Zahl der verbrannten Häuser auf insgesamt 500 stieg.“[1] Bei dem Massaker wurden auch die beiden Priester des Ortes, Don Giuseppe Bernardi und Don Mario Ghibaudo, ermordet, die 2022 als Märtyrer seliggesprochen wurden.[2] Ihr Andenken wird heute in Italien sehr geehrt verbunden mit dem Gedanken, dass Gott der Vergebende ist.
In Boves wird heute die Versöhnungsarbeit stark gefördert. „Der Wunsch nach Versöhnung mit der Vergangenheit führte 1983 zur Gründung der ersten „Schule des Friedens“ (Scuola di Pace) in Italien.“[3] Bürger dieser einst zerstörten Ortschaft konnten 2021 Alba mit Fotos von der Statue „Unsere Liebe Frau von Dachau“ aus dem Dachauer Karmel Heilig Blut helfen. Nach diesen Fotos wurde die Kopie gefertigt. Der Verein des Seligen Padre Giuseppe Girotti sah diese Unterstützung aus Boves als großes Zeichen der Bedeutung von „Nostra Signora di Dachau“ für die Versöhnung und die Großherzigkeit der Bürger von Boves.
Nostra Signora di Dachau wird in Alba sehr verehrt. Wir erfuhren im Oktober 2024, dass die die Statue „ausgeliehen“ werden kann auf Nachfrage. Sie reist durch Dörfer in der ganzen Gegend und war zum Zeitpunkt unseres Besuches in einem Altenheim in Cortemilia für eine Woche, nachdem sie eine Woche in der Pfarrkirche zu Gast gewesen war. Im Altenheim werden die Bewohner zum Gebet vor der Statue eingeladen waren.
Es ist geplant, die Statue zum 27.01.2025, dem italienischen Gedenktag für die Verstorbenen, in die Kirche Divino Maestro zu bringen, in der der Opfer aller Konzentrationslager gedacht wird. Dort soll Nostra Signora di Dachau einen Monat lang bleiben und allen helfen, die noch heute unter den Gräueltaten der deutschen Besatzer und ihren Folgen leiden.
Die Überzeugung der Menschen in Alba, dass die Verehrung der Staue den Menschen heute genauso wirkmächtig helfen kann, wie den im KZ gefangenen Geistlichen berührte uns sehr und ist uns ein Ansporn.
Nostra Signora di Dachau, prega per noi!
Unsere Liebe Frau von Dachau, bitte für uns!
[1] Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Boves
[2] MONDINO, Bruno, Don Giuseppe Bernardi e Don Mario Ghibaudo, Il talento del perdono di Dio, Editrice VELAR, 2012; https://de.catholicnewsagency.com/news/11884/italien-zwei-von-nationalsozialisten-getotete-priester-seliggesprochen
[3] Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Boves
Am Dankbar schauen wir zurück auf unseren Besuch in Alba in der Zeit vom 02.10.-06.10.2024 auf den Spuren des seligen P. Giuseppe Girotti. Der Vorstand des Vereins Selige Märtyrer von Dachau e.V. fuhr nach Alba, Piemont, Italien. Wir besuchten die Geburtstadt des seligen P. Giuseppe Girotti O.P. (Link https://www.selige-kzdachau.de/index.php/selige/haeftlinge-des-kz-dachau/p-giuseppe-girotti). Der Besuch in Alba und Turin war ein Gegenbesuch zur Wallfahrt einer großen Gruppe aus Alba zum 10. Jahrestag der Seligsprechung von P. Girotti im April dieses Jahres. Link https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten?start=33. (Beitrag mit Link zum Interview mit dem Großneffen des Seligen bei diesem Besuch Link https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten?start=25)
In Alba wurden wir vom Bischof Marco Brunetti und der Kulturreferentin der Stadt Alba, Katharina Pasini, empfangen und überreichten den Flyer des Vereins mit Informationen über die Märtyrer von Dachau in italienischer Sprache. Das Interesse an der Arbeit des Vereins in Deutschland war sehr groß. Als Gastgeschenk hatten wir ein Fotobuch erstellt mit allen Aktivitäten des Vereins seit 2014 zu Ehren des Dachaumärtyrers und diese Fotobücher überreichten wir ebenfalls.
Im wunderschönen und frisch renovierten Dom zu Alba steht eine Statue des Seligen in einer Seitenkapelle. Dort durften wir beten und eine Reliquie, ein Stück Stoff, in das der Selige während seiner Haft im KZ Dachau mit blutigen Fingern Knopflöcher nähen musste, sehen. Es ist sonst dort nicht ausgesellt. Als Kind ministrierte der Girotti im Dom und arbeitete als Messner, um das Einkommen der Familie aufzubessern, während der Vater der Familie als Soldat im Ersten Weltkrieg kämpfen musste.
Vor dem Dom erzählte uns spontan eine ältere Dame, dass P. Girotti als Kind bei ihren Eltern oft zu Besuch war und im Katechismus der Familie las, die eigene Familie war so arm, dass sie keinen besaß. Der junge Giuseppe verzichtete darauf mit anderen Kindern spielen zu gehen und las lieber.
Auch das Dominikanerkloster in Chieri besuchten wir. Dort verbrachte P. Girotti seine Gymnasialzeit und Teile des Studiums, dort wurde er auch zum Priester geweiht. Sehr herzlich wurden wir von den Dominikanern dort begrüßt und herumgeführt. Auch den Postulator des Seligsprechungsverfahrens und den ersten Biografien konnten wir sprechen. Wir erfuhren, dass bereits ein Wunder auf die Fürsprache des Seligen für ein Heiligsprechungsverfahren geprüft wird. Auf seine Fürsprache ist ein Kranker unerwartet aus dem Koma erwacht.
In Turin war - im Rahmen einer Führung - ein Besuch des Gefängnisses in dem P. Giuseppe gefangen war, möglich. Es ist heute eine Gedenkstätte. Der Inhalt der Führung zeigte deutlich, dass auch zwischen Italien und Deutschland noch viele Wunden aus der Zeit der deutschen Besatzung in den 1940er Jahren aufgearbeitet werden müssen, um eine wirkliche Versöhnung zwischen den beiden Völkern herbeizuführen. Um so wichtiger war unser Besuch dort um unsere Versöhnungsbereitschaft auszudrücken. Für die Führerin war es eine neue Information, dass auch „Deutsche“ unter der NS-Diktatur litten und sogar der Onkel von Monika Volz als politischer Häftling im KZ Dachau litt.
Die Menschen in Alba empfanden den Besuch aus Dachau als ein Zeichen der Versöhnung und Achtung ihres sehr verehrten Märtyrers. Dies wurde bei den Gottesdiensten deutlich und bei jeder Begegnung, immer wurden wir als Besuch aus Dachau vorgestellt und begrüßt, es wurde uns gelegentlich sogar etwas viel. Dass Dachauer nach Alba gereist waren, bewegte die Menschen ganz offensichtlich. Bei der sonntäglichen Messe im Dom wurde in der Predigt von der Einheit gesprochen, zu der uns Gott berufen hat. Alles Trennende kommt nicht von Gott. So ist die Versöhnung zwischen Italien und Deutschland ebenfalls zu sehen als ein Wirken Gottes.
Kurz zusammenfassend zu P. Girotti: Er wurde 1905 in Alba geboren. Er trat in den Dominikanerorden ein und studierte in Rom und Jerusalem Exegese. Als Professor lehrte er in Turin und schrieb viel geachtete Bibelkommentare, aus denen seine Liebe zum Wort Gottes spricht. Besondere Achtung und Liebe spürte er zu Mitgliedern des Jüdischen Volkes, die er als "Träger des Wortes" sah. Daneben engagierte er sich für Bedürftige, seine wichtigste Aussage: "Alles was ich tue ist für die Liebe." Als Norditalien von deutschen Truppen besetzt war, half er zahlreichen Juden zur Flucht, was zu seiner Verhaftung und Deportation ins KZ Dachau führte, wo er am 01.04.1945 vermutlich durch eine Giftspritze ermordet wurde. Von der Gedenkstätte Yad Vashem wurde er zum Gerechten unter den Völkern erklärt für seinen Einsatz zur Rettung von Juden.
Als Opfer des sog. Nacht-und-Nebel-Erlasses sollte er nach dem Willen der NS-Diktatur ohne Spuren für immer verschwinden. Um so mehr muss sein Andenken bewahrt und verbreitet werden. Wir wollen nicht zulassen, dass der Plan des NS-Regimes jede Märtyrerverehrung zu vereiteln Wirklichkeit wird! Wir wollen an die Märtyrer von Dachau erinnern, von ihnen lernen und sie um ihre Fürsprache anrufen!
Die alte Stadt Alba in mitten von Weinbergen mit vielen gotischen und barocken Kirchen und dem Sitz der Firma Ferrero, die ein großer Arbeitgeber ist, bezauberte die Dachauer Besucher. Unsere Empfehlung ist dort Urlaub zu machen. Fun fact am Rande: In Alba wurde Nutella erfunden und es wird bis heute dort unter Geheimhaltung hergestellt.
Alba ist auch ein Zentrum der weißen Trüffel, deren Genuss den Besuchern aber das Reisebudget gesprengt hätte. Wir haben sie im Schaufenster interessiert bewundert und uns lieber an Schokoladetrüffel gefreut.
Berichterstattung der Diözese Alba über den Besuch aus Dachau: Link
Deutsche Übersetzung des Textes (Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)) :
Von Donnerstag, den 3. bis Sonntag, den 6. Oktober besuchte eine Delegation aus Dachau die Diözese Alba und die Orte, an denen der Selige gelebt hat, und traf sich mit Bischof Marco Brunetti im Bischofssitz sowie mit Renato Vai für den Verein Beato Girotti und Roberto Cerrato für das Kulturzentrum San Giuseppe. Die Themen, die besprochen wurden, reichten von der Fortsetzung der Freundschaft zwischen den Verbänden bis hin zu dem Wunsch, gemeinsame Projekte zu finden, um den Wert des Seligen Girotti auch in ihrem Land zu erhöhen.
Der Besuch der deutschen Delegation erfolgte im Anschluss an eine Pilgerreise, die eine Gruppe aus Alba in Begleitung von Bischof Marco zu den Orten, an denen Pater Giuseppe Girotti interniert und dann am Ostertag, dem 1. April 1945, ermordet wurde. Und wo die Erinnerung an den Ordensmann durch Tafeln und Zeichen der Baracke 26 des Lagers, wie im Karmeliterkloster, lebendig gehalten wird. Die Wallfahrt bildete den Abschluss der Feierlichkeiten zu Ehren des dominikanischen Märtyrers, der 1905 in Alba geboren und vor zehn Jahren seliggesprochen wurde.
Um finanzielle Unterstützung wird gebeten.
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