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Foto: Die Pfarrer Josef Zilliken und Johann Schulz kam ins KZ, Dachau und starben dort, weil sie in einem Ausflugslokal Hermann Görung nicht gegrüßt hatten. Rechte: Public Domain
Johannes Schulz und Josef Zilliken
ein Artikel von Klemens Hogen-Ostlender
Es ist der 27. Mai 1940, ein Montag. Zweieinhalb Wochen zuvor hat das Deutsche Reich den Krieg gegen die Niederlande, Luxemburg, Belgien und Frankreich vom Zaun gebrochen. Knapp einen Monat später wird er siegreich enden. Johannes Schulz aus Nickenich und Josef Zilliken aus Wassenach sind Gegner des Nationalsozialismus. Die beiden befreundeten Pfarrer aus Nachbargemeinden sitzen am Nachmittag auf der Terrasse des Gasthauses Waldfrieden oberhalb des Laacher Sees, unweit der Benediktinerabtei Maria Laach. Schulz hat eine Woche zuvor die 29. Wiederkehr seines Weihetages gefeiert. Als ein weiterer Gast erscheint, nehmen sie davon keine Notiz. Alle anderen Anwesenden aber springen auf und grüßen den Ankömmling mit erhobenem rechtem Arm. Es ist Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe. Seine Miene verfinstert sich beim Blick auf die sitzenden Priester. Spontan befiehlt er, beide zu verhaften, was noch am selben Abend geschieht. Skeptiker bezweifelten lange, dass die Anzeige tatsächlich von Göring selbst kam. Nach den Ende der Sowjetunion wurden dann Verhörprotokolle des Geheimdienstes NKWD öffentlich. Darin hatten deutsche Offiziere t bestätigt: Wenige Tage nach dem Zwischenfall brüstete Göring sich gegenüber Adolf Hitler: „Denen habe ich es aber gezeigt. Ich habe sie ins KZ geschickt und habe befohlen, dort eine Stange mit einer alten Mütze von mir aufzustellen. Jetzt müssen sie jeden Tag daran vorbeimarschieren und den nationalsozialistischen Gruß üben.“ Die infantile Demütigung wurde im KZ tatsächlich noch verschärft, indem SS-Schergen Schulz und Zilliken zwangen, unzählige Male diesen Satz auf eine Schiefertafel zu schreiben: „Jeder Deutsche ist verpflichtet, den Reichsmarschall zu grüßen.“
Johannes Schulz wurde am 3. April 1884 geboren und 1911 zum Priester geweiht. Im Ersten Weltkrieg war er als Divisionspfarrer dienstverpflichtet. 1919 wurde er Pfarrer im saarländischen Derlen. Er machte sich dort später dort durch Predigten gegen das NS-Regime bei dessen Anhängern unbeliebt. Im Trierer Diözesanarchiv sind die Vorwürfe aktenkundig: Der Pfarrer verhalte sich so feindlich, dass oft Leute die Kirche aus Protest verlassen würden. 1935, nach der Rückgliederung des Saargebiets an Deutschland, versetzte das Bistum Schulz nach Nickenich im Landkreis Mayen. Noch im selben Jahr warf der Sicherheitsdienst Heinrich Himmlers ihm Überschreitung des Züchtigungsrechts im Unterricht vor. Das war damals ein beliebter Vorwand, um katholische Geistliche einzuschüchtern. Auch die Gestapo hatte Johannes Schulz im Visier und nahm beispielsweise Anstoß daran, dass er Flugblätter für die Katholische Bekenntnisschule verteilen ließ.
Josef Zilliken erblickte am 17. September 1872 das Licht der Welt und wurde 1898 zum 1898 Priester geweiht. Als Dechant im Dekanat Prüm in der Eifel wandte er sich ab 1922 gegen die aufgekommene Forderung von Separatisten, das Rheinland von Preußen zu lösen oder sogar eine selbstständige Rheinische Republik zu gründen. Das brachte ihm von Gegnern einer Abspaltung die Bezeichnung „Rückgrat des Deutschtums in der Eifel“ ein. Doch auch Zilliken war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Er bekämpfte einen Zahnarzt, der schon vor so genannten Machtergreifung Propaganda für die NSDAP macht. Der wurde 1933 Kreisleiter und rächte sich. Zilliken wurde wegen einer Predigt gegen das Buch „Mythus des 20. Jahrhunderts“ des NSDAP-Ideologen Alfred Rosenberg angezeigt. Das Verfahren endete zwar mit Einstellung. Rosenberg selbst aber zeigte nun den Dechanten wegen Beleidigung an. Zilliken erhielt von der noch nicht restlos auf NS-Kurs eingeschworenen Justiz eine Bewährungsstrafe. 1937 kam er als Pfarrer nach Wassenach im Landkreis Ahrweiler. Immer wieder wurde er wegen regimekritischen Verhaltens zur Gestapo zitiert. Mehrere Strafverfahren waren gegen ihn angestrengt.
Bis zum 27. Mai 1940 blieb er dennoch wie auch Johannes Schulz in Freiheit. Doch dann begann für beide ihr Leidensweg. In Andernach am Rhein wurden sie wochenlang scharf verhört. Im Juni brachte man sie nach Buchenwald, im Juli ins KZ Sachsenhausen. Sie wurden immer wieder bespuckt, schwer verprügelt und mit Tritten traktiert. Im Dezember kamen beide schließlich nach Dachau. Angehörige von Johannes Schulz und sein Amtsvorgänger in Derlen, Adolf Rosch, richteten vergeblich Gnadengesuche an Göring und dessen Ehefrau. Schulz musste im KZ Schwerstarbeit in der so genannten Plantage leisten. Dort wurde in einem Moorgebiet unter anderem mit dem Anbau heimischer Kräuter wie deutschem Pfeffer experimentiert. Pfarrer Schulz war bald so geschwächt, dass er zu den täglichen Appellen von Kameraden gestützt geführt werden musste. Kärgliche Hungerrationen ließen ihn ab 1942 außerdem fast bis aufs Skelett abmagern. Er hatte Wasser in den Füßen. Magen und Darm versagten fast völlig den Dienst. Am 5. August 1942 wurde der Priester in die Krankenstation des Lagers eingeliefert. Man amputierte ihm beide Beine. Am 19. August 1942 starb er. Der Mithäftling Hans Carls, Caritas-Direktor aus Köln, überlieferte seine letzten Worte: „Ich sterbe für meine Gemeinde, damit alle gerettet werden“. An seinen Bischof, Rudolf Bornewasser, hatte der Todgeweihte wenige Wochen zuvor noch diese Worte gerichtet: „In der letzten Zeit habe ich alle Gebete und Opfer für meine Firmlinge dargebracht, daß sie vollendete Christen werden, wie die Zeit sie braucht für Kirche und Vaterland“.
Die körperliche Überforderung ließ auch Josef Zilliken sterbenskrank werden. Seelisch war er dennoch ungebrochen. Der Mithäftling Pater Maurus Münch aus dem Bistum Trier schilderte den Wechsel von Pfarrer Zilliken zur Krankenstation so: „Wir wussten: Es war sein letzter Weg im Lager. Ehe er uns verließ, gaben wir ihm alle gemeinsam die heilige Ölung in der Kapelle. Ganz bewusst empfing er das Sakrament und umarmte jeden von uns, ehe er aus der Kapelle ins Revier getragen wurde. Am 3. Oktober gab er seine Seele in Gottes Hand“. Der frühere Reichstagsabgeordnete Joseph Joos hatte dem Zentrum angehört. In seinen Augen starb dereinst hünenhafte und immer noch kämpferische Zilliken „wie ein alter Haudegen auf dem Schlachtfeld“. Wenige Monate hatte der Pfarrer noch Grüße an seine Pfarrkinder übermitteln und ihnen diesen Wunsch weitergeben lassen: „Sie sollen gläubig und der Kirche treu bleiben“.
Am 28. August 1942 fand in Nickenich ein Requiem für Johannes Schulz statt. Es wurde auch durch die Teilnahme sehr vieler Geistlicher zu einer Demonstration gegen das NS-Regime. Weil der Bürgermeister die Urne nicht auf dem Gemeindefriedhof haben wollte, wurde sie 1943 in Saarbrücken im Grab der Familie Schulz beigesetzt. 1949 errichtete die katholische Jugend in Derlen einen Gedenkstein für Pfarrer Schulz. 1954 wurde eine Gedenktafel an der Kirche in Nickenich enthüllt, 1977 eine Gedenkplatte in Derlen. 2003 weihte man dort eine Gedenkstätte ein und benannte den „Pfarrer-Johannes-Schulz-Platz“ nach dem Priester. Die Urne des Verstorbenen wurde dann in Saarbrücken gehoben. Bischof Reinhard Marx setzte sie 2004 im Priestergrab auf dem Friedhof von Derlen bei.
Ebenfalls im Beisein von vielen Geistlichen und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand zehn Tage nach seinem Tod das Sterbeamt für Josef Zilliken in der Pfarrkirche von Wassenach statt. Seine Urne wurde im November 1942 auf dem dortigen Friedhof bestattet. Nach dem Ende des NS-Regimes erhielt seine letzte Ruhestätte eine würdige Gestaltung in der Mitte des Priestergräberfeldes. In Wassenach wurde eine Straße nach ihm benannt. Am Gasthaus Waldfrieden enthüllten die Bischöfe Felix Genn und Stephan Ackermann 2010 eine Gedenktafel für beide Priester.
Foto: Die Pfarrer Josef Zilliken und Johann Schulz kam ins KZ, Dachau und starben dort, weil sie in einem Ausflugslokal Hermann Görung nicht gegrüßt hatten. Rechte: Public Domain
Verhaftungsgründe
Ein Artikel von Klemens Hogen-Ostlender
Googelt man die Frage „Wieso kam man ins KZ?“, findet man, dass Konzentrationslager Einrichtungen waren, „in denen Menschen eingesperrt wurden, weil die Nationalsozialisten sie aus dem Weg räumen wollten“. Das konnte beispielsweise irgendeine Bestimmung aus dem „Gesetz von Volk und Staat“ sein.
Aber auch jeder beliebige andere Anlass konnte als Vorwand dienen. Das Lied „Zehn kleine Meckerlein“, ein damals kursierender Flüsterwitz von Regimegegnern, veranschaulicht das sehr gut.
Ernst Weiler hat bei vielen Häftlingen in seinem Buch „Die Geistlichen in Dachau“[1] Haftgründe erwähnt. Oft sind es Dinge, die man erwarten würde, wie die Verbreitung der Enzyklika „mit brennender Sorge“ von Papst Pius XI. Aber es war auch ein Geistlicher im Priesterblock, weil er einen Rechtsstreit gegen die Stadt gewonnen hatte, in der er Seelsorger war. Ein anderer kam „nach Dachau“, weil er Berufung gegen eine Freiheitsstrafe einlegte. Einige Gründe zeigen offen Gegnerschaft zum NS-Staat, andere sind teil der ganz normalen Tätigkeit eines Seelsorgers, die plötzlich verboten waren. Wieder andere Gründe müssen mit „angeblich“ versehen werden, es sind Behauptungen oder erfundene Vorwürfe, der Wahrheitsgehalt dahinter war nicht Ausschlag gebend. Andere Verhaftungsgründe sind einfach nur seltsam.
Dieser Artikel ist eine Übersicht über einige Verhaftungsgründe:
Nach dem Gewinn eines Rechtsstreits ins KZ; Pfarrer Jakob Anton Ziegler, kämpfte schon früh gegen den Nationalsozialismus und engagierte sich besonders in der katholischen Jugendarbeit. Von der Gestapo wurde er deshalb 1938 aus dem Regierungsbezirk Trier ausgewiesen. Das Bistum Trier versetzte ihn nach Cond an der Mosel, seit 1932 Stadtteil von Cochem, und damit in den Regierungsbezirk Koblenz. Dort blieb er der Staatsmacht ein Dorn im Fleisch und wurde 1941 ins KZ Dachau eingeliefert, wo er 1944 durch Folgen der Haftbedingungen starb. Egon Weiler nennt in seinem Buch „Die Geistlichen in Dachau“ den Grund für die Verhaftung: Gewinn eines Rechtsstreits gegen die Stadt wegen Verletzung der Lebensmittelbewirtschaftung. Es ging um zusätzliche Deputate für die Pfarrtätigkeit. Eugen Weiler hat, wo immer er es ermitteln konnte, angegeben, warum Geistliche nach Dachau kamen. Hier werden nicht alle diese Beispiele aufgelistet. Dieser Artikel soll vielmehr einen Überblick darüber geben, dass vielerlei Gründe, einige davon durch und durch abstrus, einen Priester die Freiheit und auch das Leben kosten konnten. Der staatlichen Willkür waren damals keine Grenzen gesetzt.
Beispiele für Verhaftungsgründe einzelner Geistlicher aus Eugen Weilers Buch „Geistliche in Dachau“, wie sie auch in der Liste der Geistlichen, die im KZ Dachau gefangen waren, aufgezählt sind: Link https://www.selige-kzdachau.de/index.php/geistliche/namen-aller-geistlichen
Absolon, Josef, Pfarrer, Tschechien, *27.01. 1889, KZ Dachau 18.04. 1942 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Förderte den nationalen Widerstand.
Anneser, Jules, Pfarrer und Zeitungsdirektor, Frankreich, *27.10.1892, KZ Dachau 04.09.1944 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Unbequemer Redakteur.
Augst, Josef, Geistlicher, Administrator, Tschechien/Deutschland, *29.01.1909, KZ Dachau0 02.9.1942 – 04004.194, entlassen. Verhaftungsgrund: Religionsunterricht in der Kirche, angeblicher Druck auf Kinder zur Teilnahme an Prozessionen und Beerdigungen
Averesch, Josef, Redemporistenpater, 01.04.1902, KZ Dachau 19.09.1941 – 28.03,1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Hat das Beichtgeheimnis nicht gebrochen auf Verlangen der Gestapo.
Bele, Janko, Geistlicher, Lazarist oder Vinzentiner (CM), Jugoslawien, *26.12.1903, Dachau 10.11.1944-29. 4.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Hören und Weiterverbreiten der Nachrichten von Fremdsendern
Berendt, Ernst, Pfarrer, Diözese Berlin, * 01. 05. 1878, Dachau 21.05.1941- 04. 08.1942, gestorben im KZ Dachau, Verhaftungsgrund: Hatte Aufenthaltsverbot für Berlin und Brandenburg. Weil er den christlichen Gruß höher stellte als den Hitlergruß, wurde er in Haft genommen. Am 24. 6. 1942 zur Vergasung selektiert, starb aber vorher an Hunger
Bock, Wilhelm, Österreich, * 27.12.1895, Dachau 17.06.1938- 04. 05.1939. Verhaftungsgrund: Trat bei den Chorherren von St. Florian ein und wurde zum Priester geweiht, nachdem er mach dem Einmarsch in Österreich als Bürgermeister von Linz entlassen wurde.
Bradler, Wenzel, Pfarrer, Deutsch/Tschechoslowake, Diözese Königgrätz, *19. 11. 1889, Dachau 25. 08.1941-26. 0.1945, befreit auf Evakuierungsmarsch. Verhaftungsgrund: Grüßte nicht mit „Heil Hitler!“
Cap, Alois, Geistlicher, Rendant der Priesterkrankenkasse, Tschechoslowakei, *08. 05.1892, KZ Dachau 10.09.1939-27.09.1939 und 23.5.1942-29. 4. 1945, befreit, Verhaftungsgrund: Stand auf der Liste der „Protektoratsaktion“, einer Verhaftungswelle, die sich allgemein gegen alle missliebigen Personen richtete.
Cleton, Edmond, Vikar, Frankreich, *06. 10.1910, KZ Dachau 07.01.1945-29. 04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Einflussreiche katholische Tätigkeit
Cousin, Eduard, Ordensgeistlicher, Barnabit, Belgien, *31.01.1913, KZ Dachau 26. 08. 1944- 29. 04. 1945, befreit, Verhaftungsgrund: Spionageverdacht
Daligault, Jean, katholischer Priester,Künstler, Frankreich, *08. Juni 1899, KZ Dachau Frühling 1945, getötet im KZ Dachau evtl. am 20.03.1945 oder 08.04.1945. Verhaftungsgrund: Mitarbeit im Widerstand. Keine Verurteilung, aber Einweisung ins KZ.
Dehne, Kurt, Prof., Ordensgeistlicher, Jesuit, Spiritual, *30. 05.1901, KZ Dachau 25. 12.1943- 26. 04. 1945, evakuiert, Verhaftungsgrund: „Seminar entspricht nicht der Weltanschauung des Dritten Reiches“
Didier, Louis, Pfarrer, Frankreich, *20.09.1889, KZ Dachau 22. 12. 1944- 29. 04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Gegner der Arbeitsverpflichtung und der „Jugendverschickung“ nach Deutschland
Dudziak, Franciszek, Ordensgeistlicher, Oblate (OMI), Polen, * 10. 10. 1909, KZ Dachau 25.06.1943- 29. 04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Hausbesuch in religiösen Funktionen.
Dupong, Josef, Pfarrer, Luxemburg, * 04.06.1889, KZ Dachau 240.2.1942- 29. 04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Predigten, Hirtenbriefe, Gebete, Bruder des geflohenen Ministerpräsidenten.
Eisenmann, August, Pfarrer, * 16.10.1899, KZ Dachau 29. 08. 1941- 05. 04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Kanzelparagraph, Verteidigung der kirchlichen Rechte.
Esch, Johannes, Geistlicher, Chefredakteur, Luxemburg, * 01.01.1902, KZ Dachau 12. 09.1941- 10. 08. 1942, getötet auf einem Invalidentransport, Verhaftungsgrund: Patriotismus
Fankhauser, Alois, Ordensgeistlicher, Franziskaner (OFM), Österreich, Diözese Linz, * 30. 03.1908, KZ Dachau 16. 11.1941- 26.04.1945, befreit auf Evakuierungsmarsch, Verhaftungsgrund: Anstoß an seinem Verhalten.
Fertala, Franz, Geistlicher, Pfarrer a. D., Aushilfe, Österreich, KZ Dachau 18. 06.1943- 29. 04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: „Slovenenseelsorge“ in der Diözese Passau
Feurstein, Heinrich, Dr , Märtyrer, Pfarrer, Prälat, *11.04. 1877, KZ Dachau 24.06.1942- 02. 08.1942, gestorben im KZ Dachau am 02. 08.1942, Verhaftungsgrund: Neujahrspredigt gegen die Euthanasie
Fily, Joseph, Ordensgeistlicher, Picpus-Gesellschaft, Pater (SS. CC.), Frankreich, * 26. 04.1891, KZ Dachau 07. 07.1944- 29. 04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Verdächtigung
Fischer, Eduard , Märtyrer, Erzdekan, Deutschland/Tschechoslowakei, * 16. 9.1901, KZ Dachau 18.12.1943- 05. 04.1945, entlassen, + gestorben am 28. 04.1945 an Flecktyphus aus dem KZ Dachau, Verhaftungsgrund: staatsfeindliche Begräbnispredigt.
Frait, Alois, Pfarrer, Tschechoslowakei, * 19.9.1909, KZ Dachau 18.09.1942- 29,04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: „staatsgefährlich durch Mißbrauch der Beichte zur Spionage“.
Galinier, Robert, Ordensbruder, Franziskaner, Frankreich, *25. 04. 1918, Einlieferung ins KZ Dachau am 29. 04.1945, am selben Tag befreit, Verhaftungsgrund: „politischer Franzose“.
Gehr, Emil, Pfarrer, Tschechisch/Deutsch, * 15. 11. 1902, KZ Dachau 02.05. 1942-26. 04.1945, befreit auf Evakuierungsmarsch, Verhaftungsgrund: angeblich falsche Informationen über KZ-Priester
Gierik, Pawel Alojzy, Ordensbruder, Steyler Missionar (SVD), Polen, * 03.05.1909, KZ Dachau 18.12.1940- 29.04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: deutschfeindlich, Gefahr des Missbrauchs der Freiheit
Seliger Girotti, Giuseppe, Dr. theol., Ordensgeistlicher, Dominikaner (OP), Professor, Italien,* 19. 07.1905, KZ Dachau 28.08.1944- 01.04.1945, gestorben am 01.04.1945 im KZ Dachau, Verhaftungsgrund: Unterstützung von verfolgten Juden
Görsmann, Gustav, Märtyrer, Pfarrer, Dekan, * 29. 09.1873, KZ Dachau 03.10.1941- 15.09.1942, gestorben im KZ Dachau am 15.09.1942, Verhaftungsgrund: Gespräch mit französischen Gefangenen.
Haller, Josef, Ordensgeistlicher, Redemptorist (CSSR), Administrator, Frankreich, *22. 08. 1906, KZ Dachau 02.03.1944- 29.04.1945, Verhaftungsgrund: GrenzüberschreitungsbeihiIfe
Hoffmann, Bedrich, Pfarrer, Tschechoslowakei, *10. 7. 1906, KZ Dachau 06.11. 1940- 11. 12.1940, nach Aufenthalt im KZ Buchenwald wieder KZ Predigttätigkeit, Dachau 03.10.1941- 29. 04. 1945, befreit, Verhaftungsgrund: Gottesdienst an aufgehobenen Festen, öffentliche Betätigung
Horky, Karel Wilhelm, Geistlicher, Malteser- Ordensritter, Administrator, Tschechoslowakei, * 04.04.1909, KZ Dachau 20.05.1942- 29. 04. 1945, befreit, Verhaftungsgrund: keine verdunkelte Sakristei
Jäger, Johannes, Kaplan, Deutschland, 28.9. 1913, KZ Dachau 13.06.1941- 29. 03.1945, entlassen, Verhaftungsgrund: Sanierung einer Ehe, bringt Unruhe in eine Familie
Kiesel, Emil, Kaplan, Deutschland, * 28.08.1910, KZ Dachau 14.12.1940- 28.03.1945, entlassen, Verhaftungsgrund: Jugendseelsorge; Anwesenheit eines Polen im Gottesdienst
Krop, Paul, evangelischer Pastor, Niederlande, * 02.03.1909, KZ Dachau 28.11.1941-23.06.1944, 1 – 23.6.44 entlassen, abgegangen erst am 12.07.1944. Verhaftungsgrund: Er hatte für Königin Wilhelmina gebetet.
Kneidinger, Ludwig, Kaplan, Österreich, * 20.05.1914, KZ Dachau 25.04.1942-06.04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Verbreitung des Hirtenbriefs „Mit brennender Sorge“ des Bischofs von Münster.
Kolacek, Alois, Ordensgeistlicher, Jesuitenpater, Superior, Tschechien, *06.06.1887, KZ Dachau 15.11.1940- 29.04.1945, befreit; Verhaftungsgrund: Seine Freilassung bedeutet eine Gefahr für das Reich
Kopera, Amand, Pfarrer, Deutschland, * 15.12.1900, KZ Dachau 18.12.1940- 29.03.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Er forderte die Ausquartierung deutscher Soldaten, die sich im Ort amoralisch aufführten.
Kovarik, Bohumil, Ordensgeistlicher, Benediktiner, * 13.04.1902, KZ Dachau 16.08.1941-29.04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: „Aufbewahrung von Zeitschriften, in denen das Horst-Wessel-Lied beleidigt wurde“.
Lab, Svatopluk, Kleriker, Student der Theologie, Tschechien, * 09.03.1920, KZ Dachau 19.02.1944-29.04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Ließ durch Unachtsamkeit einen französischen Kriegsgefangenen entweichen.
Seliger Lampert, Carl, Dr., Provikar, Österreich, * 09.01.1894, KZ Dachau 24.08.1940-30.08.1940 und 14.12.1940-01.08.1941, dazwischen überstellt ins KZ Sachsenhausen, am 01.08.1941 aus Dachau entlassen ins Zwangsexil nach Pommern; im Herbst 1943 neue Verhaftung, zum Tode verurteilt durch Reichskriegsgericht, hingerichtet am 13.11.1944 in Halle. Verhaftungsgründe: Für die Einweisung nach Dachau Aufgeben der Todesanzeige für den im KZ Buchenwald ermordeten Otto Neururer, für die neue Verhaftung „Wehrkraftzersetzung“.
Latocha, Antoni, Ordensbruder (Novize?), Polen, * 24.08.1921, KZ Dachau 08.12.1940-29.04.1945, befreit; ließ sich freiwillig für den Priester Edmund Mikolajczak unter dessen Namen ins KZ einliefern, dem er in einem polnischen Gefangenenlager seinen Entlassungsschein gab. Seine wahre Identität blieb in Dachau unentdeckt.
Lenferding, Anton Severin, Pfarrer, * 23.05.1886, KZ Dachau 26.03.1943-29.03.1945, entlassen, Verhaftungsgrund: Verweigerte einer geschiedenen Frau (NS) die kirchliche Trauung, nach anderer Quelle einer wiederverheirateten Frau die Sterbesakramente.
Lenz, Franz, Pfarrer, Monsignore, Tschechien/Deutschland, * 14.10.1883, KZ Dachau 01.01.1944-06.04.1945, entlassen, Verhaftungsgrund: „Gibt Religionsunterricht trotz Verbot; nennt Christus unseren Führer“
Mager, Johann, Ordensgeistlicher, Prämonstratenser, Forstinspektor, Österreich, * 05.06.1890, KZ Dachau 28.10.1940-26.04.1945, befreit auf Evakuierungsmarsch, Verhaftungsgrund: Falsche Beschuldigung wegen eines angeblichen sexuellen Vergehens
Manziana, Carlo, Ordensgeistlicher, Oratorianer, Vizesuperior, Italien, 26.07.1902, KZ Dachau 29.02.1944-29.04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Beeinflusste Studenten, nicht für die Deutschen zu kämpfen
Meyer, Wilhelm, Kaplan, * 14.01.1913, KZ Dachau 06.06.1941-29.03.1945, entlassen, Verhaftungsgrund: Predigt über die Feindesliebe nach dem Krieg gegen Polen in einer Gemeinde, in der ein Lager mit polnischen Kriegsgefangenen war.
Muris, Loepold, Ordensgeistlicher, Salesianer, Deutschland/Österreich, * 15.11.1899, KZ Dachau 13.12.1941-26.04.1945, befreit auf Evakuierungsmarsch, Verhaftungsgrund: Hatte schon 1939 Internatsverbot im Reichsgau Nieder-Donau; soll angeblich Erstklässler „ungehörig angefasst“ haben; legte Berufung gegen Urteil auf 18 Monate Freiheitsstrafe ein, worauf er ins KZ eingewiesen wurde
Nadrag, Alois, Pfarrer, Jugoslawien/Österreich, * 22.07.1897, KZ Dachau 07.05.1944-26.04.1945, befreit auf Evakuierungsmarsch, Verhaftungsgrund: Brief an ausgewanderte ehemalige Pfarreiangehörige
Opocensky, Bohumil, Pastor, Evangelisch, Tschechien, *05.10.1900, KZ Dachau 09.10.1942- 29.04.1945, befreit, Verhaftungsgrund: Unrechtmäßige Ausgabe von Dokumenten
Overmaat, Bernardus Franciscus, Pfarrer, Niederlande, *25.02.1886, KZ Dachau 18.11.1942-29.04.1945, befreit, Verhaftungsgrund; Beschwerte sich bei der Gestapo über widerrechtliche Eingriffe
Pechac, Ladislav, Kaplan, Tschechien, *15.06.1910, KZ Dachau 07.01.1945 – 29.04.1945, befreit. Verhaftunfsgrund: Angeblicher Drohbrief an einen deutschsprachigen Erzdechanten in seiner Heimat
Pichl, Josef, Pfarrer, Deutschland/Tschechien, *12.06.1907, 18.12.1942 – 09.04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Hören des Vatikansenders.
Pinamonti, Luigi, Dr., Oblate, Professor, Rektor, *15.09.1896, KZ Dachau 01.12.1944 – 29.04.1944, befreit. Verhaftungsgrund: Unterstützung englischer und amerikanischer Gefangener.
Porec, Franz, Seminarist, Kleriker, Jugoslawien/Österreich, *27.01.1918, KZ Dachau 14.12.1943 – 26.04.1945. Verhaftungsgrund: Sippenhaft, weil Mutter und Schwester bei den Partisanen waren.
Premerl, Rafael, Pfarrer, Jugoslawien, *02.12.1906, KZ Dachau 28.04.1944 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Von Faschisten beschuldigt, mit seinen Glocken Partisanen Zeichen gegeben zu haben. Sollte während Gefangenschaft als Repressalie für die Tötung von fünf Deutschen erschossen werden, meldete sich beim Aufruf zur Hinrichtung aber nicht und wurde deshalb nach Dachau gebracht.
Räß, Karl, Pfarrer, Österreich, *07.12.1893, KZ Dachau 03.11.1944 – 26.04.1945, befreit. Verhaftungsgründe: 1. Blieb beim Horst-Wessel-Lied sitzen; 2. Beschwerte sich über eine deutsche Gräfin, die einen Gottesdienst störte.
Rakokzy, Wladyslaw, Pfarrer, altkatholisch, Polen, *28.10.1904, KZ Dachau 03.04.1942 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Hielt zu Zeiten der Polnischen Republik Gottesdienste in polnischer Sprach und nach der deutschen Besetzung in lateinischer. (Wurde am 31.12.1944 in die Katholische Kirche aufgenommen)
Retzer, Josef, Administrator, Deutschland/Tschechien, *16.01.1913, KZ Dachau 25.03.1944 – 09.04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Kirchliche Beerdigung eines SA-Manns gegen den Willen der SA.
Ries, Johannes, Pfarrer, *09.07.1887, Dachau 04.11.42 – 02.01.45, gestorben im KZ Dachau am 02.01.1945. Verhaftungsgrund: „Predigt zum Schaden des Reiches“. Er war laut Gestapo „ein guter Priester, aber ein schlechter Deutscher“.
Sanda, Jan, Pfarrer, Tschechien, *03.11.1889, KZ Dachau 18.09.1942 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Hatte für Menschen in der tschechischen Legion in England gebetet.
Schneider, Jakob, Pfarrer, *05.01.1893, KZ Dachau 22.11.1940 – 29.03.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: warnte vor dem Eintritt in die SS.
Schumacher, André, Pfarrer, Frankreich, *16.09.1908, KZ, Dachau 21.06.1944 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Entdeckung eines versteckten Senders.
Schulz, Johann, Pfarrer, *03.04.1884, KZ Dachau 14.12.1940 – 19.08.1942, gestorben im KZ Dachau am 19.08.1942. Verhaftungsgrund: Er saß mit seinem Amtsbruder Josef Zillekken am 27.05.1940 auf der Terrasse des Lokals „Waldfrieden“ bei Maria Laach. Beide grüßten Hermann Göring nicht, der in Begleitung mehrerer Offiziere das Lokal betrat. Auf dessen Befehl wurden beide verhaftet und später ins KZ deportiert.
Schwall. Johann, Pfarrer, *14.09.1901, KZ Dachau 12.12. 1941 – 10.04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Tadelte BDM-Mädchen, die nicht zum Gottesdienst gekommen waren.
Stahl, Josef, Pfarrer, *19.01.1890, KZ Dachau 17.09.1943 – 26.04.1945, befreit auf Evakuierungsmarsch. Verhaftungsgrund: Sein eigener Schwager zeigte ihn wegen Abhörens von Auslandssendern an.
Stein, Andreas, Pfarrer, Tschechien, *30.11.1887, KZ Dachau 29.07.1944 – 10.04.1945, entlassen, Verhaftungsgrund: Verstoß gegen das Rassegesetz (Taufe einer Jüdin und ihrer beiden Kinder, die einen „arischen“ Vater hatten):
Theissen, Alois, Alois, Auslandsseelsorger, *13.12.1899, KZ Dachau 20.06.1941 – 10.04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Kontakt mit niederländischer katholischer Presse, staatsfeindliche Briefe.
Thurmann, Horst, Hilfsgeistlicher, * 09.08.1911, KZ Dachau 02.05.1941 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Beleidigung der SS.
Triendl, Anton, Kapuzinerpater, Österreich, *25.05.1893, KZ Dachau31.10.1943 – 26.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Zu großer Einfluß auf Bevölkerung.
Urban, Paul, Kaplan, * 19.04.1910, KZ Dachau 14.11.1941 – 28.03.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: „Verächtliche Äußerung“ gegenüber einem abgefallenen Priester.
Vales, Karel, Hilfsgeistlicher, Tschechien, * 28.01.1942 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: Gutheißung des Attentats auf Reinhard Heydrich.
Wasmer, Paul, Benefiziat, *24.07.1901, KZ Dachau 02.03.1944 – 11.04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Kritik an „Mein Kampf“.
Weber, Wilhelm, Pfarrer, *03.06.1889, KZ Dachau 19.12.1944 – 11.04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Gestattete nicht das Begräbnis eines Dissidenten auf dem kirchlichen Teil eines Friedhofs.
Wöß, Franz, Pfarrer i.R., Österreich, 16.11.1889, KZ Dachau 25.09.1941 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: „Über KZ geredet“.
Wolf, Peter, Pfarrer, Zisterzienser, Österreich, *18.05.1907, KZ Dachau 03.11.1941 – 11.04.1945, entlassen. Verhaftungsgrund: Predigte gegen den Kommunismus, meinte laut Gestapo aber den nationalsozialistischen Staat.
Würl, Siegfried, Pfarrer i.R., Österreich, *19.02.1894. KZ Dachau 14.12.1940 – 29.04.1945. Verhaftungsgrund: Sagte der Gestapo nicht, welche Österreicherin nach dem deutschen Einmarsch in Österreich bei ihm eine Messe für das vergewaltigte Vaterland bestellte.
Zhanel, Karel, Major und Militärpfarrer, Tschechien, KZ Dachau 22.01 1943 – 29.04.1945, befreit. Verhaftungsgrund: „Zersetzungspropaganda“ durch Verteilen von Fotos des im KZ gestorbenen Generals Kuban.
Ziegler, Jakob, Pfarrer, *15.06.1893, KZ Dachau 12.12.1941 – 11.05.1944, gestorben im KZ Dachau. Verhaftungsgrund: Gewann einen Rechtsstreit gegen die Stadt wegen zusätzlicher Deputate für die Pfarrtätigkeit.
Zilliken, Josef, Pfarrer, *17.09.1872, KZ Dachau 14.12.1940 – 03.10.1942, gestorben im KZ Dachau am 03.10.1942. Verhaftungsgrund: Er saß mit seinem Amtsbruder Johann Schulz am 27.05. 1940 auf der Terrasse des Lokals „Waldfrieden“ bei Maria Laach. Beide grüßten Hermann Göring nicht, der in Begleitung mehrerer Offiziere das Lokal betrat. Auf dessen Befehl wurden beide verhaftet und später ins KZ deportiert.
Zwaans, Heinrich, Direktor, Niederlande, * 03.04.1898, KZ Dachau 20.03.1942 – 28.07.1942, gestorben im KZ Dachau. Verhaftungsgrund: Als das Maastrichter Priesterseminar Canisianum von den deutschen Besatzern beschlagnahmt wurde, war er dessen Direktor.
[1] WEILER, Eugen, Die Geistlichen in Dachau, Mödling 1971
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