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Bericht 1.5.22 Befreiungstag

Bericht 1.5.22 Befreiungstag

Bericht vom 01.05.2022, Feier des 77. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau

Dachau: Der kühle, regnerische Tag begann für uns am Tor der Gedenkstätte mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“. Als Erstes wandten wir uns zum Mahnmal vor dem Zentralgebäude, wo die Kränze zum Gedenken an die Opfer schon vom Blumenladen abgelegt worden waren. Der Kranz des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“ in den Farben des Vereins Blau, Weiß und Gelb (eigentlich Gold) lag neben den anderen Kränzen mit der Schleifenaufschrift: „Selige Märtyrer von Dachau, bittet für uns!“ Wir hoffen, dass unsere Freunde im Himmel das in diesen Tagen besonders tun, „für uns und für die ganze Welt, besonders für ein Ende des Ukrainekrieges“ wie wir täglich beten.

Der ökumenische Gottesdienst im der Kapelle des Karmel Heilig Blut am Nordende der Gedenkstätte, auf dem Gelände des früheren „Wildparks“ der SS-Männer, war gut besucht.

Schon die einleitenden Worten der neuen Seelsorgerin an der katholischen Gedenkstättenseelsorge, Frau Judith Einsiedel, benannten das Thema des ganzen Tages: Überlebende Häftlinge hatten „Nie wieder“ auf das Mahnmal schreiben lassen.

Unfassbar und voll Schmerz müssen wir Zuhörer erkennen, dass es nun in Europa wieder Krieg gibt, Folter, Tod, Verschleppung, Angst und Leid in der Ukraine. Und wir können nichts dagegen tun um das zu stoppen. Hat die Menschheit denn nichts dazu gelernt?

Die Worte „Nie wieder“ klingen in uns allen wieder und ich möchte sie zu Gott schreien. So wurde der ökumenische Gottesdienst in diesem Jahr mit einer sehr aktuellen Betroffenheit gefeiert, sehr würdig im Gedenken an die Opfer des KZ Dachau.

Bei der Nennung der Opfergruppen wurde leider die Gruppe der aus Glaubensgründen verfolgten und die der Geistlichen nicht genannt. Nur die polnischen Geistlichen. Schade, das sollte in einer katholischen Kapelle bei einem ökumenischen Gottesdienst wirklich möglich sein.

Die bewegende Predigt hielt der Diakon an der evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ Gedenkstätte Dachau, Herr Frank Schleicher. Er sprach über das Evangelium vom kleinen Zöllner Zachäus, der auf einen Baum kletterte, um Jesus zu sehen und von ihm herabgerufen wurde, um ihm zu begegnen und sein Leben in Ordnung zu bringen. Die Menschen hatten ihn ausgegrenzt und mit dem Finger auf Zachäus gezeigt. Auch wir zeigen oft auf Menschen und Gruppen, die wir ausgrenzen, denen gegenüber wir Vorurteile haben. In der Zeit der Pandemie wurden die gegenseitigen Verurteilungen und dadurch auch die Spaltung der Gesellschaft größer.

Nach dem Gottesdienst trafen sich Mitglieder des Vereinsvorstands, der polnische Generalkonsul Herr Jan Malkiewicz und die Vorsitzende des Vereins Solidarni, Frau Justyna Weber, am Gelände des ehemaligen Block 26, um als Zeichen des Gedenkens und des Gebetes Blumen niederzulegen und eine Kerze zu entzünden.

Die offizielle Gedenkfeier war überschattet von Kälte und Regen. Die Schüler und Schülerinnen mit den Fahnen der Nationen froren sehr, ebenso die Zuhörer.

Wieder war es einigen hochbetagten Überlebenden von KZ Lagern aus verschiedenen Ländern möglich, zur Feier zu kommen und zu sprechen. Immer wieder klang das „Nie wieder“ an.

Monika Volz

Interview mit Herbert Köhler

Interview mit Herbert Köhler

Interview mit dem Schreinermeister Herbert Köhler aus Hainburg, Vereinsmitglied

 

Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Was bedeuten Ihnen die Märtyrer von Dachau?

Herbert Köhler: Ich befasse mich jetzt schon längerer Zeit (seit 2012) mit den Gefangenen des Konzentrationslagers Dachau. Als ich dann das Buch von Pater Johann Lenz „Christus in Dachau“ und unserer lieben Schwester Josefa „Imma“ Mack „Warum ich Azaleen liebe“ gelesen hatte, war irgend etwas in mir geschehen, dass ich immer mehr wissen wollte über die Inhaftierten Kreaturen in Dachau. Ja, etwas das ich nicht genau beschreiben kann, war in mir passiert. Seit dieser Zeit beschäftigen mich diese armen Menschen und ihre Schicksale. Ich kann nicht aufhören über sie zu reden, denken und zu berichten. Es sind meiner Meinung nach so tief gläubige und mutige Menschen gewesen, die sich aus ihrem Glauben heraus und auf ihren Glauben stützend, den Unmenschlichkeiten des Lageralltages stellten.

Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Wie haben Sie von den Märtyrern erfahren?

Herbert Köhler: Ich habe oft, sehr oft mit der Gedenkstätte Kontakt gehabt. Grundlegend für mich aber waren die obengenannten Bücher von Josefa Mack und Pater Johann Lenz; mit diesen beiden Bänden fing alles an.

Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Warum engagieren Sie sich dafür?

Herbert Köhler: Für mich haben die Gefangenen von Dachau eine Botschaft, die sie uns mitteilen. Und wir können dazu beitragen, diese Botschaft zu verbreiten: Glaube, Liebe Hoffnung. Sie spenden uns Trost und weisen uns darauf hin, wie wichtig in unseren Zusammensein, Zusammenleben die Nächstenliebe ist.

Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Gab es dabei einen besonders schönen Moment?

Herbert Köhler: Ja, unbedingt. Ich habe mich im Jahre 2016 ganz besonders um meinen „Lieblingsseligen“ Priester von Dachau, den seligen Pater Engelmar Unzeitig gekümmert. Ich wollte seine Pfarrstelle in Glöckelberg besuchen und sein Lebenswerk studieren. Doch es kam anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Es kam von einer auf die andere Sekunde mein Schlaganfall, und alles, alles war nicht mehr so wie vorher. Der besondere Moment auf den die Frage hinzielt war: Ich habe versucht nach mehrmaligen Krankenhausaufenthalten irgend etwas lesen zu können. Nichts und gleich gar nichts ging. Ich konnte weder lesen noch das Gehörte zuordnen, ich hatte eine doch meine Sprache recht blockierende Aphasie, auch mit Laufen war nichts mehr, bei linksseitiger Lähmung. Dann kam der Tag eines erneuten Aufenthaltes in der Klinik es war der 07.08.2016 in der neurologischen Abteilung bei Prof. Helmuth Steinmetz. Es kam zum Gespräch mit dem Herrn Professor, seine Aussage war, dass es nichts mehr werden wird mit Laufen, Greifen, Sprechen usw. Ich habe ihm gesagt, dass ich mein ganzes Vertrauen und meine ganze Hoffnung an unseren lieben Pater Engelmar Unzeitig gerichtet habe und dass er mir bitte helfen möge. Der Herr Professor war sehr begeistert und stimmte dem Vorhaben eindringlichst zu. Und ich bin sicher, er hat meine Bitten erhört. Für mich geschah damals ein Wunder: Nach drei Tagen konnte ich wieder den Namen meiner Lebensgefährtin nennen. Das Lesen klappte so, dass ich eine bis zwei Zeilen lesen und verstehen konnte. Das waren - um nun die Frage endlich zu beantworten - meine schönsten Momente.

Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Ist Ihnen auch ein nicht so guter Moment in Erinnerung geblieben?

Herbert Köhler: Ja, auch, wenn ich an einen meinerseligen Märtyrer-Freunde eine Bitte richte, wie z.B. dass er den Kampf meines besten Freundes und meiner Mutter gegen ihr verdammtes Krebsleiden durch seine Fürbitte unterstützen wolle, bei unserem Heiland. Und dies nicht in Erfüllung ging……… Das ist halt so; dafür gingen viele andere Wünsche in Erfüllung. Und um die Worte meines geliebten Pater Engelmar zu gebrauchen die er am 10. August 1941 sagte: „ Gott lenkt alles mit wundervoller Weisheit. Wir wissen nur noch nicht sofort wozu alles gut ist.“

Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Welcher Selige oder heilige Märtyrer beeindruckt Sie besonders? Und warum?

Herbert Köhler: Es sind viele, sehr sehr viele deren Schicksal mich tief beeindruckt. 

Ich denke besonders an Alois Liguda, an Ludwig Mzyk, an Stanilaus Kubski, an Gregor Frakowiak, an Titus Brandsma, an Stanislaus Kubski, an Vincenty Frelichowski, Giuseppe Girotti, an Georg Häfner, Karl Leisner und seinen Freund Otto Pies SJ, an Bischof Adam Kozlowiecki SJ, die nicht in Dachau sondern in Auschwitz ermordeten und an den zum Märtyrer gewordenen Piotr Edward Dankowski, an Ludwig Pius Bartosik, an Otto Neururer und Paul Schneider in Buchenwald, oder an die am 25. November 1941 in Kaunas ermordete Elisabeth Braun, an Alois Andritzki, an Weihbischof Michael Kozal, an meinen Freund Engelmar Unzeitig.

Oh, da wären noch so viele zu erwähnen und zu nennen, aber tief in meinem Herzen ist der ganz besondere Selige Hubert Engelmar Unzeitig.

Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Was wünschen Sie dem Verein Selige Märtyrer von Dachau für die Zukunft?

Herbert Köhler: Ich wünsche unserem Verein in erster Linie Gottes und Mariens reichsten Segen. Ich wünsche, dass die Mitgliederzahlen steigen, dass es viele, viele Spender gibt, die uns helfen, die Kosten zu tragen. Ich habe ebenfalls den Wunsch wie unsere liebe Monika Volz, dass eine Stiftung ins Leben gerufen werden kann.

Ich wünsche mir, dass hier in Hainburg, in meiner heimatlichen Pfarrgemeinde Sankt Nikolaus (Bistum Mainz) sich mehr Menschen für die Märtyrer, die Seligen und bald auch schon die Heiligen von Dachau interessieren. Dafür habe ich an unserm Wallfahrtsort, der Liebfrauenheide, unsere Flyer ausgestellt, die auch gerne genommen werden. Interesse ist da. Der Große Tag, auf den ich mich schon so sehr freue, ist der kommende erste Mai. An diesem Tag findet ein Pontifikalamt an unserer Liebfrauenheide statt, als Hauptzelebrant unser lieber Bischof Dr. Peter Kohlgraf und unser lieber Pfarrer Thomas Weiß.

Dass sind doch wunderbare Aussichten….. Ich möchte noch ein mir sehr zu Herzen gehendes Gebet anhängen und mich bedanken!

Tagesgebet der "Seligen Märtyrer von Dachau"

Allmächtiger, ewiger Gott, in großer Bedrängnis hast du den seligen Märtyrern von Dachau die Gnade geschenkt, bis in den Tod für Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Auf ihre Fürsprache hilf uns, aus Liebe zu dir alles Widrige zu ertragen und mit ganzer Kraft dir, dem wahren Leben, entgegenzueilen. Durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.

 

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Verein Selige Märtyrer von Dachau e. V.

 



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