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Foto: Figur des seligen P. Engelmar Unzeitig in der Kirche der Marianhiller Missionare in Würzburg, Rechte: Verein selige Märtyrer von Dachau e.V.

"Ich schöpfe aus Euren Zeilen immer wieder Trost und spüre Gottes Gnadenkraft,

die Ihr auf mich herabfleht.

Ja, wunderbar kann Gott stärken.

Ihm sei des Herzens tiefster Dank gesagt. "

Aus einen Brief des Seligen aus dem KZ Dachau, 04.10.1942

 

Das Zitat ist mit freundlicher Genehmigung des Ordens der Marianhiller Missionare  dem Buch "Pater Engelmar Unzeitig CMM, Briefe aus dem KZ Dachau, Liebe verdoppelt die Kräfte", Reimlingen 1992, entnommen.

weitere Informationen über den seligen P. Engelmar Unzeitig:

https://www.selige-kzdachau.de/index.php/selige/haeftlinge-des-kz-dachau/p-engelmar-unzeitig

Friedrich Karl Petersen

Friedrich Karl Petersen

Foto: Friedrich Karl Petersen, Deutsches Martyrologium des 20. Jahrhunderts/Moll 

Friedrich Karl Petersen 

"Ich bin natürlich wie immer das Waisenkind"

von Klemens Hogen-Ostlender

Das Foto Friedrich Karl Petersens in seinem Studentenausweis vermittelt den Eindruck: Das ist jemand, der spürt, dass er nirgendwo dazugehört. Es zeigt ihn nicht der Kamera zugewandt, sondern im Profil, dem Blick ernst in die Ferne gerichtet.

Petersen wurde am Mittwoch der Osteroktav 1904, dem 6. April, als jüngster Sohn einer Handwerkerfamilie in Dortmund geboren. Seine sieben Geschwister und er mussten schon früh leidvolle Erfahrungen machen. Als Friedrich Karl 15 Jahre alt war, starb sein Vater, einige Jahre später auch die Mutter. Deshalb, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen, konnte der Junge erst im höheren Jugendalter mit einer weiterführenden Schulbildung beginnen. Im sauerländischen Fredeburg besuchte er die humanistische Höhere Stadtschule.  In Dortmund ging er danach aufs Gymnasium, bestand sein Abitur 1927 aber auf dem Missionsgymnasium der Afrikamissionare in Linz am Rhein. In Bonn, Tübingen und Münster studierte er anschließend Theologie.

Zu Beginn der 1930er Jahre versuchte Friedrich Karl Petersen bei nicht weniger als acht deutschen Diözesen von Meißen bis Speyer und im französischen Straßburg, ins Priesterseminar aufgenommen zu werden. Er erntete ausnahmslos Ablehnungen. Damals gab es so hohe Bewerberzahlen, dass sich nirgendwo ein Platz für ihn fand. Förderer ermöglichten ihm 1935 dann aber doch die Aufnahme in einen Theologenkonvikt: ins  Albertinum der Dominikaner im schweizerischen Fribourg. Ein Stipendium der nordfranzösischen Diözese Soissons ermöglichte ihm die Fortsetzung des Studiums. Sie hatte in Fribourg zwei Stipendienplätze, von denen sie wegen Nachwuchsmangels aber nur einen belegen konnte.  Seine Semesterferien verbrachte der Stipendiat oft  bei den Geschwistern in Dortmund. Er hielt dort engen Kontakt zur Propsteigemeinde, die ihm einen tadelsfreien Lebenswandel bescheinigte. Im März 1938 empfing Friedrich Karl Petersen für die Diözese Soissons die Priesterweihe. Seine Primiz feierte er kurz darauf in Dortmund.

Im August wies ihm der Bischof von Soissons  eine Stelle als Vikar in Cuisy-en-Almont an, einem Dorf  mit wenigen hundert Einwohnern. Wohl wegen der sich zuspitzenden politischen Lage zwischen Frankreich und Deutschland erhielt er aber nur eine Aufenthaltsgenehmigung für zwei Monate. Auf einen neuerlichen Antrag hin wurde ihm allerdings wider Erwarten eine Seelsorgerstelle im mehrfach größeren Bourg d´ Oisans in den Alpen in der Diözese Grenoble zugewiesen. Der Kriegsbeginn am 1. September 1939 zwang ihn aber endgültig, Frankreich zu verlassen. Nun richtete Friedrich Karl Petersen seine Hoffnung wieder auf die Schweiz.  

Seine Aufenthaltserlaubnis wurde dort zwar mehrere Male verlängert. Ende Januar 1943 wiesen ihn die Behörden aber nach Deutschland aus. In einem Polizeibericht über den Fall notierte ein Beamter: „Wenn den katholischen Kreisen wirklich daran gelegen wäre, ihm entgegenzukommen, dann hätte das in diesen drei Jahren geschehen können“. 

Der Geistliche, der nirgendwo einen dauerhaften Wirkungskreis fand, fuhr nach kurzer Verhaftung und Vernehmung zu seiner Schwester nach Schmallenberg. Ihr berichtet er, dass die Gestapo ihm wegen seines Aufenthalts in Frankreich Hochverrat und wegen der Zeit in der Schweiz Fahnenflucht vorgeworfen habe. Friedrich Karl Petersen stellt sich beim Erzbischöflichen Generalvikariat vor und es sah so aus, als ob er mit seiner Bitte um Anstellung tatsächlich Erfolg haben würde. Er sollte Vikar der Pfarrgemeinde St. Pankratius in dem kleinen Ort Reiste werden.

Diese Stelle sollte der an Enttäuschungen Erfahrene aber nicht mehr antreten. Obwohl nichts auf  eine bevorstehende neuerliche Verhaftung hingedeutet hatte, griff die Gestapo am 12. Februar 1943 zu. Als Grund wurde lediglich „belastende Korrespondenz“ genannt. Die Studienaufenthalte im Ausland haben wohl alleine schon einen Verdacht ausgelöst. Fünf Monate verbrachte Friedrich Karl Petersen in Gefängnissen in Fredeburg und Karlsruhe. Obwohl das Reichssicherheitshauptamt schon Ende Mai einen „Schutzhaftbefehl“ gegen ihn erließ und die Einweisung ins KZ Dachau anordnete, kam der Gefangene dort erst im Juli 1942 an.

Das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, in dem Petersen verzeichnet ist, merkt über seine Zeit im Priesterblock des KZ an: „Auch dort blieb er ein Fremder“.

In einem Brief an seine Schwester ging der Priester auch auf den Umstand ein, dass er im Gegensatz zu den anderen Paderborner Geistlichen keine Geschenkpakete bekam: „Ich bin natürlich wie immer das Waisenkind“. Ein Mitgefangener aus der westfälischen Heimat berichtete nach der Befreiung des Lagers, Friedrich Karl Petersen habe unter den sehr langen Arbeitszeiten gelitten und die knappe Freizeit gewöhnlich mit einem Buch in der Kapelle verbracht. In einem Brief an seine Schwester in Fredeburg bat Petersen um ihr Gebet. Seine bis heute erhaltenen Briefe sind Zeugnisse von Glaubensgewissheit, Ergebenheit in den geheimnisvollen Willen Gottes und Annehmen des Unabwendbaren. Im Herbst 1944 verschlechterte sich der Gesundheitszustand Friedrich Karl Petersens offenbar so sehr, dass er ins Krankenrevier gebracht wurde. Das war für viele Häftlinge ein Todesurteil. Die KZ-Akte Petersens nennt als Ursachen für seinen Tod am 8. November Entzündung des Dünn- und Dickdarms sowie Herzschwäche. Oft wurden allerdings erfundene Gründe für Todesfälle genannt, um die wahren Zustände im Lager zu verschleiern, die angeführte Diagnose stimmt daher vermutlich nicht.

Andere im Konzentrationslager gefangene Priester erreichten vermutlich durch Bestechung,  dass der Leichnam des Geistlichen gesondert im Krematorium des KZ eingeäschert wurde. Sie versteckten die Asche außerdem bis nach Kriegsende. Nach der Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen am 29. April 1945 brachte ein ebenfalls zuvor inhaftierter Priester die Urne mit der Asche Karl Friedrich Petersens ins nahe bei Fredeburg gelegene Schmallenberg. Dort wurde sie am 29. August 1945 in der Priestergruft beigesetzt. Das Grabkreuz erinnert durch die Symbole Stacheldraht und zerbrochener Kelch an das Martyrium.

 

 

 

 

 

Verein Selige Märtyrer von Dachau e. V.

 



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