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Warum-Fragen 5

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Warum wird die Gruppe der Geistlichen im KZ Dachau oft nicht als Opfergruppe erwähnt, sondern oft nur die polnischen Geistlichen als Teil der polnischen Intelligenz?

Wie es zu dieser Haltung, besonders auch von Seiten der evangelischen Gedenkstättenseelsorge, kam, kann ich leider nicht sagen. Zuletzt ist dies beim ökumenischen Gottesdienst in der Kapelle des Karmel Heilig Blut zum Tag der Befreiung des KZ Dachau am 01.05.2022 aufgefallen.

Warum in einer katholischen Kapelle nicht die selig gesprochenen Märtyrer, überhaupt alle Märtyrer aller Konfessionen Laien wie Geistliche und die sehr große Gruppe der Geistlichen aus vielen Ländern und Konfessionen genannt werden können, wenn alle anderen Opfergruppen zu Recht aufgezählt werden, ist mir ein Rätsel.

Aber ich kann Argumente dagegen nennen:

Es gab innerhalb der 3 Priesterblöcke 26, 28 und 30 im KZ Dachau ab September 1941 bis zur Befreiung die große Gruppe der polnischen Geistlichen. Es gab keinen Block der sog. Polnischen Intelligenz, innerhalb dem polnische Geistliche eine Untergruppe bildeten.

Die polnischen Geistlichen wurden als Saupfaffen, Priesterschweine,… beschimpft wie die Geistlichen der anderen Nationen darunter auch über 300 Geistliche aus Deutschland1 und 100 aus Österreich, 169 Geistliche aus Frankreich, 64 aus den Niederlanden, 46 Belgier und 29 aus Italien und 159 aus Tschechien, um nur einige Beispiele zu nennen. die alle kein Teil der polnischen Intelligenz waren.

Die grausame Verfolgung der sog. Polnischen Intelligenz soll hier erwähnt werden. Unter anderem wurden zahlreiche Professoren unter einem Vorwand in die Universität von Krakau geladen und alle verhaftet. Dagegen gab es Proteste im Ausland. Viele Professoren wurden daraufhin aus der Haft entlassen. Professoren, die Geistliche waren nicht.

Dazu möchte ich aus der Autobiografie des überlebenden, polnischen Geistlichen Fr. Henryk Maria Malak zitieren: „It appears that most of the lay university professors were released (exept for those, of course, whom they managed to torture to death), whereas they detained all the priests who were professors.“ 2

Die Opfergruppen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden!

Alle litten! Keine sollte aus welchen Gründen auch immer verschwiegen werden.

„They must not be forgotten!“, zitiert Malak Papst Johannes Paul bei der Feier der Märtyrer des 20. Jahrhunderts in Rom.

Zusätzlich zu dem Ziel, dass Polen als Sklavenvolk der Kultur, der Identität und aller Führungspersönlichkeiten beraubt werden sollte, um so besser dem deutschen Volk dienen zu können, sollte in Polen als erstem Teil des Deutschen Reiches die christliche Religion ausgelöscht werden. Deshalb gab es nach der Eroberung Polens schon 1939 gezielte Erschießungen von polnischen Geistlichen wie die polnischen Märtyrer von Dresden. Nach dem Krieg war die Hälfte des polnischen Klerus nicht mehr am Leben. Hunderte polnische Pfarreien waren schon ab 1939 ohne Geistlichen3. Auch in Inowroclaw wurden alle Geistliche vom eingesetzten Gouverneur der Besatzer unter einem Vorwand zusammen gerufen und alle verhaftet. Es waren in der ganzen Stadt danach nur noch 3 Geistliche auf freiem Fuß. Das berichtet Malak, der es erlebte ebenfalls in seinem Buch.4

Es gäbe noch sehr viele Berichte in anderen Autobiografien.

1 Alle Zahlen aus Weiler, Eugen, Die Geistlichen in Dachau, S. 45

2 Malak,Fr. Henryk Maria, Shaveling in Death Camps, S. 116

3 Malak, a.a.O. S. 21

4 Malak, a.a.O. S. 19 f

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Verein Selige Märtyrer von Dachau e. V.

 



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